Trennung - und wie soll es jetzt weiter gehen?
Wer sich dem Trennungsschmerz stellt, findet die Liebe neu
Mit meiner ersten großen Liebe war ich 7 Jahre zusammen. Wir hatten eine tiefe, glückliche und erfüllte Liebe. Der Haken war nur, dass sie erst 17 war als wir uns kennenlernten und ich mit meinen 25 Jahren war ihr erster Mann. Nach ca. 3 Jahren Beziehung kam bei ihr der Wunsch auf noch andere Männer sexuell zu erleben, aber sie wollte sich nicht trennen. Also ging sie fremd. Irgendwann kam ich drauf. Das führte zum ersten Bruch in unserer Partnerschaft. Nochmal 2 Jahre später verliebte sie sich in ihren Bühnenkollegen und lud ihn in unser Bett, während ich auf Reisen war und unerwartet früher nach Hause kam. Das war im Grunde der Anfang vom Ende.
Trennungsschmerz und Abschiedssex
Zugleich konnten wir nicht voneinander lassen, weil wir uns eben auch liebten. Um einen Neuanfang zu starten flogen wir nach Amerika, um in der kalifornischen Wüste an einem Selbstfindungsseminar, genannt Vision Quest teilzunehmen. Beruflich führte dieses Seminar zu einer großen Wende in meinem Leben, weil ich heute selbst solche Visionssuchen durchführe und leite.
In unserer Beziehung sorgte die Visionssuche ebenfalls für eine Klärung. 4 Tage und 4 Nächte saß jeder von uns allein und fastend auf einem selbstgewählten Platz in der Wildnis, um Antwort auf seine Herzensfragen zu finden. Für mich war die Antwort klar, ich wollte mit meiner Freundin zusammenbleiben und sie heiraten. Deshalb machte ich ihr vor Ort noch einen Heiratsantrag, den sie ablehnte. Meine Welt ging unter und ein überwältigender Trennungsschmerz brach mir das Herz, der noch verstärkt wurde durch den unglaublich schönen Abschiedssex, den wir hatten. Ich konnte dieses Paradox damals nicht in meinem Kopf und meinem Herzen lösen, dass wir uns trennten und zugleich so eine liebevolle, leidenschaftliche sexuelle Begegnung haben konnten. Noch Jahre später habe ich von diesem Bild taggeträumt.
Erfüllter Sex mit der Ex, weil es nichts mehr zu verlieren gibt
Heute weiß ich das am Ende unserer Beziehung wieder bedingungslose Offenheit sein konnte, weil wir nichts mehr zu verlieren hatten. Im Grunde war der Sex genauso wie zu Beginn. Wenn´s noch nichts zu verlieren gibt oder eben nichts mehr, dann können wir uns offensichtlich in aller Offenheit hingeben. Das macht die sexuelle Begegnung so erfüllend, weil alles komplett neu und bedingungslos ist, sogar am Ende. Das erleichtert es uns sehr ganz im Hier und Jetzt zu sein, was die beste Grundlage für eine erfüllte Sexualität ist.
In einer bestehenden Beziehung diese Offenheit und Hingabe in der körperlichen Begegnung zu entwickeln ist viel schwieriger, weil wir eben als Paar eine Geschichte haben, mit gegenseitigen Verletzungen, eine Zukunft, die sehr banal alltäglich sein kann, mit Geldsorgen, Problemen mit den Kindern etc.
Beim Sex mit der Ex spielt all das keine Rolle mehr und dadurch ist wieder mehr Feuer, mehr Herzenstiefe, wieder mehr Lust möglich. Allerdings nur genau so lange, bis die Verbindlichkeit wieder ins Spiel kommt. Sollte sich also aus Sex mit der Ex wieder etwas in Richtung verbindlicher Beziehung entwickeln, dann sind auch alle ungelösten Probleme, die zur Trennung führten sofort wieder mit im Bett.
Vermeidung von Trennungsschmerz führt zur „Kaugummischmerz“
Insofern glaube ich nicht, dass sich eine Partnerin durch Sex zurück gewinnen lässt. Wenn da echte Bereitschaft ist, sich den Ursachen zu stellen, die zur Trennung führten, kann auch die sexuelle Liebe sich innerhalb einer Beziehung zum positiven wandeln. Wenn die Bereitschaft jedoch dafür nicht gegeben ist, dann wird auch der Rettungsversuch über das Bett, früher oder später scheitern und den Trennungsprozess unnötig verlängern. Ich nenne das „Kaugummischmerz“. Ein lang dauernder dumpfer Schmerz, der in die Unfreiheit führt.
In meinem Fall war es so, dass ich 1 Jahr lang überhaupt keinen Kontakt zu meiner Ex hatte. Dann versuchte ich sie nicht durch Sex zurückzugewinnen, sondern als ihr bester Buddy. Sie konnte immer und zu jeder Zeit zu mir kommen und sich bei mir über die miesen Kerle ausheulen, mit denen sie jeweils verkehrte. Immer fand sie ein verständnisvolles Ohr und immer gab es mich als Rückhalt und besten Freund. Jedes Mal hoffte ich, dass ich in die Lücke springen könnte, wenn mal wieder eine Beziehung bei ihr zu Ende ging. Diese Lücke wurde jedoch sofort mit einem anderen Mann gefüllt. Für mich gab es da gar keinen Platz mehr. 7 Jahre brauchte ich, um das zu verstehen und mich endgültig zu lösen. 7 Jahre ohne eine feste Beziehung für mich, weil ich ja emotional gebunden war. Als ich das endlich kapierte, habe ich mich auch als guter Freund von meiner Ex getrennt.
Erst jetzt verspürte auch sie Trennungsschmerz. Ganz kurze Zeit später trat eine neue Frau und eine schöne liebevolle Beziehung in mein Leben.
Sich dem Trennungsschmerz zu überlassen bringt Heilung
Seit dieser ersten Liebesbeziehung musste mein Herz noch einige Male im wahrsten Sinne brechen. Jedes Mal war es unglaublich schmerzhaft, weil, wenn ich mich binde, dann ganz und gar und tief. Jedes Ende, jeder Bruch, auf den ich mich wirklich einließ, ließ mich auch innerlich brechen und darunter kam noch mehr Liebes- und Bindungsfähigkeit zum Vorschein. Darum möchte ich keine meiner Liebesbeziehungen missen und ganz besonders auch nicht die schmerzhaften Enden.
Sie haben mich zu dem Mann geformt, der ich heute bin. Ich lebe nun schon mehrere Jahre in einer von Liebe, Vertrauen und Offenheit geprägten Beziehung, die nahezu frei von Dramen ist. Alle die Brüche, die ich davor erleben musste, haben mich weich geknetet. Da muss jetzt nichts mehr brechen, weil es sich weiten und dehnen darf. Bis dahin war es ein langer Weg, gepflastert mit viel Verlust und Schmerz und ganz viel innerem Wachstum und Zugewinn an Bewusstheit.
Ich musste diesen Weg nicht allein gehen. An jeder Kreuzung gab es Menschen, Profis, die mich durch meine tiefen Täler begleiteten, mir manchmal die Taschenlampe im dunklen Tunnel ausrichteten. Es hat sich gelohnt!
Diese Textzeile aus dem Lied „Anthem“ von Leonard Cohen ist mir bis heute Trost:
„There is a crack in everything, that´s where the light comes in.“
https://www.youtube.com/watch?v=6wRYjtvIYK0
Ja, so ist es tatsächlich. Das Licht, sprich die Freude, das Glück, die Liebe, wird genau an der Stelle frei, an der der Bruch geschieht. In meinem Fall fühlt es sich so an als würden harte verkrustete Schalen, die mein Herz verschlossen hielten, abbrechen und das Eigentliche freilegen.
Auch meine Kollegen sprechen in ihren Blogs von ähnlichen Erfahrungen. Sie erzählen von der Bedeutung und von den wesentlichen Schritten einer Bewußtseinsentwicklung, die mit dem Verlust einer Partnerschaft einhergeht:
www.getrenntmitkind.de
bewusstgluecklich.ch
drachenspuren.de
humanenergetiker.org
timokruse.de
Gelingt es dir vorzudringen zur eigentlichen Botschaft deines Herzens dann wird der Verlust zu einer Chance für dein Leben und deine persönliche Entwicklung. Im Chinesischen besteht das Zeichen von Krise aus aus den Zeichen von Chance und Wandel. So ist es tatsächlich. Jede wirklich jede Krise in unserem Leben birgt die Chance für einen teifgreifenden Wandel zu etwas Besserem, Erfüllterem und Vollständigerem.
Verlust als Chance
Mehrmals in meinem Leben, wenn wieder mal eine Liebe zerbrach, hatte ich das Gefühl, dass es nicht weiter geht, dass dies nun das Ende ist. Und immer war da zugleich eine Kraft, die mich trug, die mir Halt und Gewissheit gab, dass es einen tieferen Sinn gibt, den ich jetzt gerade nicht erkennen kann. Im Rückblick stimmt das auch. Ich bin an jedem Beziehungsende gewachsen. Machte mich auf den Weg, holte mir Hilfe, entdeckte dabei meine berufliche Bestimmung, habe etwas dazu gelernt, das mein Leben heute enorm bereichert, bin stabiler, erwachsener, lebendiger, vertrauensvoller, lust-und freudvoller geworden. Vor allem aber, dankbarer für das, was mir durch meine aktuelle Partnerin geschenkt wird. Vieles ist nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Dadurch steigt auch meine Achtsamkeit und mit dieser gehe ich liebevoller mit meinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen meiner Partnerin um.
Das ist mir nicht einfach so in den Schoß gefallen. Mit professioneller Hilfe von Therapeuten konnte ich klarer erkennen, was mein Anteil an der Trennung ist, konnte ungeliebte Teile in mir annehmen und lieben lernen und muss sie heute nicht mehr blind auf meine Partnerin projizieren. Es bricht mir kein Zacken mehr aus der Krone, wenn ich mich schäbig verhalten habe, mich dafür zu entschuldigen. Kann zugleich auch kraftvoll zu mir stehen, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle und bin vor allem in der Lage, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, statt wie früher, mich meinem kindlichen Trotz auszuliefern.
Wiederholen nicht nötig
Es gibt Wege aus der Wiederholungsfalle. Der erste Schritt dazu ist dir einzugestehen, dass du gescheitert bist und dass du deinen Teil an Verantwortung, dass es so weit kam, selbst trägst. Diese passive Opferhaltung zu verlassen ist am schwierigsten. Wenn du das geschafft hast, ist Hilfe nicht mehr weit und dann beginnt der Versöhnungsprozess mit dir selbst. Gelingt dieser, ist die Tür für eine erfülltere, glücklichere Beziehung weit aufgestoßen.
Heute habe ich zu keiner meiner Ex-Partnerinnen noch Kontakt, außer zur Mutter meiner Tochter. Nicht, weil ich im Streit oder böse auf sie wäre. Das ist sicher nicht der Grund. Nein, ich habe mich ganz und vollständig in Dankbarkeit für das, was war, gelöst. Dann bleibt da nichts mehr, weil das Leben in unterschiedliche Richtungen weiterfließt und es nichts mehr gibt, was uns verbindet. Heute blicke ich auf die jeweilige Beziehung, wie auf ein vergangenes Leben. Es ist vorüber. Es war zum jeweiligen Zeitpunkt bedeutsam und heute ist es dies nicht mehr. Keine Wehmut, keine Reue, nichts.
Wer so zurückblicken kann hat sich wirklich gelöst. Das ist möglich!
Die Lernaufgaben des Lebens
Meine jetzige Partnerin und zukünftige Frau konnte ich nur treffen und mich auf sie einlassen, weil die Beziehungsverluste und Trennungen, die ich durchlitten habe, mich haben wachsen und reifen lassen. Ohne diese Erfahrungen hätte mich die enorme Liebeskraft und Liebesfähigkeit meiner aktuellen Partnerin verschreckt, geängstigt und in die Flucht getrieben. Natürlich hätte ich jede Menge gute Argumente gefunden, warum sie nicht zu mir passt, damit ich mir meine unbewussten Defizite nicht anschauen muss und in meiner komfortablen Opferhaltung verharren kann. Mich dem Trennungsschmerz gestellt zu haben und damit auch meinen ungeliebten Seiten, meiner Ablehnung mir selbst gegenüber, ist eine der größten Taten in meinem Leben. Ich kann dir sagen, nicht selten fühlte sich das an wie sterben, nicht selten weinte und schrie ich gar wie ein angeschossenes, verwundetes Tier. Ich habe meine Wunden geheilt, mich der Zeit, die das braucht überlassen und bin wieder stärker und liebesfähiger aufgestanden. UND ich wurde beschenkt mit einer liebenden Frau, die mich nimmt wie ich bin, die mir vertraut, die sich mir hingibt und mir Grenzen setzt, wenn´s nötig ist.
Kurz:
Wer sich seinen Lernaufgaben stellt, die das Leben fordert, der wird von diesem Leben auch reich beschenkt. Darin besteht für mich keinerlei Zweifel.
Pack den Stier bei den Hörnern
Darum frage Dich ehrlich in deiner aktuellen Lebenssituation:
Worum geht es gerade wirklich? Was will das Leben momentan von mir?
Wenn Dir das zu schwierig erscheint, dann hole dir Hilfe. Es gibt sie für jeden ernsthaft Suchenden. Sich Hilfe zu holen hat etwas mit Größe zu tun. Es ist eine erwachsene, reife Form des Handelns. Wenn dein Auto defekt ist und du nicht weißt woran das liegt, zögerst du keine Sekunde dich einem Fachmann anzuvertrauen. Solltest du dir selbst nicht mindestens genauso wichtig sein wie dein Auto? Kämst du auf die Idee zu sagen, wenn ich mein Auto nicht ohne fremde Hilfe reparieren kann, bin ich ein Schwächling? Oder kämst du auf den Gedanken, dich dafür zu verurteilen, dass du dein gebrochenes Bein von einem Experten für Beinbrüche, nämlich einen Arzt, behandeln lässt?
Für manche Seelenthemen, die einer Reparatur bedürfen, braucht es eben auch einen Experten. In diesem Bereich verhalten sich viele Männer noch so, als wären sie zufrieden damit ihr Auto auf drei Zylindern zu fahren, mit dem Argument im Gepäck: „So lange es fährt ist alles ok!“
Das Auto wäre sofort in der Werkstatt, weil man mit so einer maroden Kiste nicht fahren will. Mit einer lädierten Seele fährt sich´s allerdings auch ziemlich Spaß frei durchs Leben. Ohne entsprechende Reparaturmaßnahmen wird sich daran nicht groß was ändern. Wir haben es immer selbst in der Hand, wohin die Reise führt.
In diesem Sinne:
Trau dich den Stier (das Leben) bei den Hörnern zu packen und hole dir ab, was längst als Geschenk für dich bereit liegt.
Diesen Artikel habe ich im Rahmen einer Blogparade zum Thema Trennung und Sex mit der Ex geschrieben. Hier findest Du den Initiator dieser Blogparade:
https://www.maennlichkeit-staerken.de/ex-zurueck/ex-zurueck/